P.Eggenberger u.a.: Leissigen, Pfarrkirche

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Titel
Leissigen, Pfarrkirche. Die archäologischen Forschungen von 1973 / 74


Autor(en)
Eggenberger, Peter; Ulrich-Bochsler, Susi; Frey-Kupper, Susanne
Herausgeber
; Archäologischen Dienst des Kantons Bern
Erschienen
Bern 2009: Rub Media
Anzahl Seiten
64 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Stefan Hächler, Edition Zurlaubiana, Aarg. Kantonsbibliothek Aarau

Manchmal braucht gut Ding seine Weile. So dauerte es 35 Jahre, bis die Publikation über die Grabungen in der Kirche Leissigen das Licht der Welt erblickte. 1973 / 74 konnte der Archäologische Dienst des Kantons Bern im Rahmen der Restaurierung und Sanierung der Kirche Leissigen den Grund und «Untergrund» des Kirchenraums untersuchen. Eine gründliche Auswertung der Arbeiten wurde aber damals nicht vorgenommen.

Eine sorgfältige Ausgrabungsdokumentation und der Umstand, dass bisher nur wenige Kirchen des Berner Oberlands archäologisch untersucht werden konnten, bewegten den Archäologischen Dienst schliesslich doch noch, die Ergebnisse der Grabung in Leissigen auszuwerten und in einer gut 60-seitigen Monografie zu veröffentlichen. Kein schlechter Entscheid, tragen die Leissiger Ergebnisse doch zur Klärung der bisweilen eher nebulösen Besiedlungs- und Christianisierungsgeschichte des oberen Thunerseeraums bei. So wurde die Gegend von Leissigen wohl um das 8. Jh. herum christianisiert– und nicht, wie früher angenommen, im 6. oder 10. Jh. Jedenfalls lassen sich die Funde und Befunde einer ersten Kirche auf diese Zeit datieren. Ein zweiter Kirchenbau dürfte im 9. oder 10. Jh. erfolgt sein. Er wurde im 11. Jh. durch eine Saalkirche ersetzt. Der Kirchturm kam im 14. Jh. dazu. Die Reformation brachte vorerst keine Änderungen an der Bausubstanz mit sich. Erst die Um- und Anbauten in den Jahren 1675, 1834 und 1840 veränderten den mittelalterlichen Bau nachhaltig. Bei der Renovation von 1973 / 74 wurde der Zustand von 1675 wieder hergestellt.

Die anthropologischen Untersuchungen der elf freigelegten Gräber bestätigen die bauarchäologischen Befunde weitgehend. Acht der Gräber werden dem ersten Kirchenbau als Innenbestattungen zugeordnet. Die darin vorgefundenen Skelette und Skelettteile weisen erstaunlich heterogene morphologische Merkmale und individuelle Anomalien auf. Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht um eine verwandtschaftlich eng verbundene Gruppe gehandelt hat – also wohl kaum um eine alemannische Einwanderersippe, sondern eher um eine bereits erheblich durchmischte Bewohnerschaft.

Die Ausgrabungsmethodik war 1973 / 74 noch nicht so weit entwickelt wie heute. Der sogenannte «aufgehende Bestand», also die aus dem Grund herausragende Bausubstanz, wurde nicht systematisch in die Untersuchung einbezogen. Einmessungen und ein flächenstratigrafisches Vorgehen gehörten noch nicht zum Standard. Deshalb sind auch nur drei Münzfunde dokumentiert, die aber kaum zur Datierung der Baugeschichte beigezogen werden konnten. Immerhin geben sie einen schwachen Hinweis auf die wirtschaftlichen Beziehungen der Gegend um Leissigen im 15. Jh.

Zitierweise:
Stefan Hächler: Rezension zu: Eggenberger, Peter; Ulrich-Bochsler, Susi; Frey-Kupper, Susanne: Leissigen, Pfarrkirche. Die archäologischen Forschungen von 1973 / 74. Herausgegeben vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Bern: Rub Media 2009. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 4, 2012, S. 59-60.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 4, 2012, S. 59-60.

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